Britische Finanzaufsicht warnt vor Kryptowährungen

Die britische Finanzaufsicht FCA warnt aktuell (Anfang Februar 2021) vor Investments in Kryptowährungen wie Bitcoin, Litecoin, Ripple & Co. Es sei ein Totalverlust möglich, so die Experten. Falsche Hoffnungen auf exorbitante Kurssteigerungen seien unangebracht, heißt es weiter: Anleger sollten die Kryptoprodukte erst verstehen, bevor sie tatsächlich darin investieren.

Risiko versus Rendite bei Kryptowährungen

Nach Auffassung der FCA rechtfertigen die möglichen Renditen mit Kryptowährungen nicht das damit verbundene Risiko. Dieses sei eindeutig zu hoch, wie die Finanzaufsicht Financial Conduct Authority in einem Statement vom 1. Februar 2021 anmerkt. Auch ein Totalverlust sei jederzeit möglich. Generell rät die FCA nicht von Kryptowährungen ab. Vielmehr betont sie die Risiken für unerfahrene Privatanleger. Emittenten von Kryptowährungen und verbundenen Hebelprodukten wie CFDs auf Bitcoin & Co. versprächen zwar stets hohe Renditen, jedoch sei dieses Versprechen schwer zu halten. Das liegt laut FCA an folgenden Risiken:

  • fehlender oder mindestens mangelhafter Verbraucherschutz bei den unregulierten Kryptobörsen
  • extrem hohe Preisvolatilität
  • Komplexität der Produkte gerade für Privatanleger
  • unklare Gebührenstrukturen
  • Missbrauch von Marketinginstrumenten beim Schüren zu hoher Renditeerwartungen

Erfahrene Marktbeobachter pflichten den Aussagen der FCA grundsätzlich bei. Privatanleger verstehen tatsächlich weder die genaue Funktionsweise von Kryptowährungen noch die Ursachen für deren abnorme Volatilität und die mögliche oder fehlende Rechtssicherheit beim Kauf dieser Währungen über private Kryptobörsen. Diese unterliegen größtenteils keiner staatlichen Aufsicht. Das unterscheidet sie gravierend von etablierten Finanzdienstleistern wie Banken und Brokern.

Hintergrund

Anlagen in Kryptowährungen wurden spätestens ab 2017 bei Privatanlegern und institutionellen Investoren enorm beliebt. Das war das Jahr, in welchem der Bitcoin seine erste große Kursrallye hinlegte. Es gibt diese Währungen schon deutlich länger, der Bitcoin etwa wurde erstmals 2007 emittiert. Sie basieren auf Rechenoperationen in einem dezentralen Netzwerk und sind an sich sicher, weil sie innerhalb einer sogenannten Blockchain – einer Kette von Rechenoperationen – oder in ähnlich aufgebauten Netzen wie DAG (siehe unten) generiert werden, die als unangreifbar gelten.

Wer sie knacken wollte, würde damit die Kette der Rechenoperationen unterbrechen, was sofort auffällt und die anschließend generierten Kryptos wertlos macht. Dieser rein mathematischen Sicherheit steht die Unsicherheit vieler Kryptobörsen gegenüber, die schon vielfach Opfer von Hackerangriffen wurden. Allerdings haben Kryptowährungen aus Sicht vieler privater und institutioneller Investoren den großen Charme, dass sie sich aufgrund ihrer dezentralen Struktur einer staatlichen Kontrolle und Manipulation entziehen.

Dieser Aspekt spricht dafür, sie als Anlage- und Zahlungsmittel zu verwenden. Die Kurssteigerungen der Kryptos wiederum basieren darauf, dass ihre Zahl (pro Währung) von vornherein begrenzt ist. Das ergibt sich aus der Struktur beispielsweise der Blockchain und ähnlicher Modelle (unter anderem das Tangleverfahren mit dem DAG = Directed Acyclic Graph, auf dem die Kryptowährung Iota basiert). Der Bitcoin etwa kann bis knapp 21 Millionen Stück geschürft (errechnet) werden. Mehr Bitcoins wird es nie geben. Anfang 2021 waren schon über 18,86 Millionen Bitcoins im Umlauf. Wenn aber ein Gut und in diesem Fall eine Währung absolut endlich ist, muss das den Wert steigern.

Gold ist auch endlich, doch man kennt bis heute nicht alle Goldvorkommen des Planeten. Beim Bitcoin jedoch kennt man schon seit seiner Entstehung 2007 die Endmenge von knapp 21 Millionen. Das weckt Begehrlichkeiten und führt zu extremen Kursausschlägen. Ende 2017 kratzte der Bitcoin erstmals an der Marke von 20.000 Dollar (pro Bitcoin), im Januar 2021 erreichte er in der Spitze einen Wert von 41.969 Dollar. Zwischenzeitlich ging es allerdings wieder stark bergab bis unter 7.000 Dollar (Anfang 2019). Das hatte mehrere Ursachen:

  • Kryptobörsen gelten bislang als anfällig für Hackerangriffe. Das verunsichert die Anleger. Man stelle sich vor, unsere Hausbank wäre Opfer eines Hackerangriffs geworden, bei man uns unser Geld auf dem Girokonto geraubt hätte. So ein Szenario gibt es bei klassischen Banken nicht – bei Kryptobörsen hingegen schon.
  • Die Alternative ist die eigene Aufbewahrung von Kryptowährungen. Das funktioniert in eWallets (elektronischen Geldbörsen), verlangt aber eine gewisse technische Expertise. Ältere, konservative Anleger fühlen sich damit überfordert.
  • Kryptowährungen haben sich trotz des Hypes um sie bislang nicht flächendeckend als Zahlungsmittel durchgesetzt. Die Umsätze und Transaktionszahlen mit Kryptos bewegen sich im realen Wirtschaftsgeschehen im niedrigen Promillebereich. Das lässt Anleger zweifeln, was wiederum zeitweilig die Kurse drückt.
  • Es gibt immer mehr Kryptowährungen. Ihre Zahl könnte Anfang 2021 bei über 6.000 liegen, doch Achtung: Niemand kennt diese Zahl. Sie werden auch aus rein technischen Zwecken geschürft, so der Iota, mit dem sich Maschinen im IoT (Internet of Things) gegenseitig bezahlen. Allein vom Bitcoin gibt es inzwischen mehrere Ausgaben (klassischer Bitcoin, Bitcoin cash, Bitcoin Gold), hinzu kommen etliche etablierte Altcoins wie Ether, Ripple etc., außerdem entstehen immer wieder neue Kryptowährungen mit Spekulationspotenzial. Damit fließt Geld aus Anlagen in eine „klassische“ Kryptowährung wie den Bitcoin ab, was dessen Kurs drückt. Diesen Hintergrund kennen und verstehen viele Anleger nicht, doch was noch wichtiger ist: Sie können ihn nicht prognostizieren. Dass die Zahl der existierenden Kryptowährungen derart explodieren würde, konnte sich noch 2017 niemand vorstellen. Da war der Bitcoin schon zehn Jahre alt.

Handlungsempfehlung

Es spricht nichts dagegen, einen kleinen Teil seines Kapitals in Kryptowährungen anzulegen. Doch dieser Teil sollte so klein sein, dass auch ein Totalverlust für den Anleger keine Katastrophe darstellt.